So wie Amazon einst die digitale Wirtschaft aufbaute, will Metaplanet nun die Grundlage für ein neues Finanzsystem schaffen. Präsident Simon Gerovich vergleicht die aktuelle Phase mit Amazons frühen Jahren – einer Zeit, in der viele Marktteilnehmer das Potenzial unterschätzten, weil sie nur auf den Aktienkurs blickten.
After the 2000 dot-com boom, Amazon’s stock had fallen significantly even as the business was stronger than ever. Every metric was improving. Jeff Bezos put it simply:
— Simon Gerovich (@gerovich) October 2, 2025
“The stock is not the company, and the company is not the stock.”
That lesson resonates.
At Metaplanet, our… pic.twitter.com/lrBlNiQPqJ
„Der Aktienkurs ist nicht das Unternehmen, und das Unternehmen ist nicht der Aktienkurs“, zitiert Gerovich sinngemäß Jeff Bezos’ berühmte Worte aus der Dotcom-Krise. Der Markt, so seine These, bewertet Metaplanet derzeit falsch, weil er die strukturelle Veränderung hinter der Bilanz noch nicht erkennt.
Fundamentaldaten auf Rekordniveau
Dass Metaplanet operativ liefert, zeigen die jüngsten Zahlen deutlich. Der Bitcoin-Umsatz im dritten Quartal stieg um 115,7 % auf 2,44 Milliarden Yen, das operative Ergebnis übertraf die Prognosen um fast 90 %. Weltweit gibt es nur drei börsennotierte Unternehmen, die mehr Bitcoin halten.
Aktuell besitzt Metaplanet über 30.000 BTC, ein Bestand im Gegenwert von rund 3,7 Milliarden US-Dollar. Die Bilanz gilt als außergewöhnlich solide: Die Verschuldungsquote liegt unter 1 %, was im Kryptosektor praktisch einmalig ist.
Trotzdem hat der Aktienkurs in den letzten Wochen nachgegeben – ein Rückschlag für Anleger und Team. Doch wie bei Amazon um die Jahrtausendwende, so Gerovich, verlaufen Marktpreis und Unternehmenswert oft über längere Zeiträume auseinander.
Der Amazon-Vergleich – übertrieben oder gerechtfertigt?
Kritiker nennen den Vergleich „überzogen“. Doch Gerovich bleibt dabei: Frühe Skeptiker sahen in Amazon lediglich einen Onlinebuchladen, nicht die Infrastruktur für die gesamte Internetökonomie.
Metaplanet stehe heute an einem ähnlichen Punkt – häufig als reine „Bitcoin-Holding“ abgetan, während das Unternehmen in Wirklichkeit ein Finanzinfrastruktur-Anbieter für ein neues Geldsystem sei. Die Zielgröße sei gigantisch: Der adressierbare Markt entspreche dem globalen Volumen an Fiat-Vermögenswerten – also Hunderten von Billionen Dollar.
Ein altes Modell, neu interpretiert
Im Kern basiert Metaplanets Geschäftsmodell auf einem klassischen Prinzip des Bankwesens – dem Zinsmargenmodell. Banken leihen Kapital zu einem Zinssatz und verleihen es teurer weiter. Metaplanet nutzt denselben Mechanismus, jedoch mit einem entscheidenden Unterschied: Der Ertrag entsteht durch das Halten von Bitcoin als Reserve, finanziert mit nahezu zinslosem Yen.
Japanische Haushalte und Unternehmen halten Schätzungen zufolge über 10 Billionen US-Dollar in Bargeld oder niedrig verzinsten Konten. Dieses „tote Kapital“ soll Metaplanet in produktive Bitcoin-Reserven umwandeln – und daraus eine höhere, nachhaltige Rendite erzielen.
Mit seiner schlanken Struktur, ohne die hohen Fixkosten traditioneller Banken, sieht sich das Unternehmen gut positioniert. Anleger profitieren indirekt bereits über die Aktie von dieser Bitcoin-Strategie. Zudem arbeitet Metaplanet an Konzepten, um japanischen Sparern künftig selbst höherverzinsliche Bitcoin-basierte Anlageprodukte anzubieten – mit potenzieller internationaler Skalierung.
Bitcoin als ultimative Sicherheit
Metaplanets übergeordnete Wette ist klar: Bitcoin entwickelt sich zum härtesten und zuverlässigsten Sicherungsvermögen der Welt. Wenn sich diese Wahrnehmung durchsetzt, werden Kapitalströme – von Yen-Sparern bis zu globalen Dollar-Investoren – dorthin fließen, wo Sicherheit, Liquidität und Rendite zusammentreffen.
Weltweit liegen mehr als 100 Billionen US-Dollar in Spar- und Girokonten, die kaum Zinsen abwerfen. Sollte nur ein Bruchteil davon in Bitcoin-basierte Produkte umgeschichtet werden, wäre der Effekt auf Metaplanets Wachstum enorm.
Ein unterschätztes Unternehmen mit langfristigem Burggraben
Große Unternehmen wirken oft stark unterbewertet, wenn ihr Burggraben gerade im Entstehen ist und der Markt den Blick auf das Wesentliche verliert. Metaplanet sieht seinen Bitcoin-Bestand nicht als Marketinggag, sondern als Fundament für eine globale Zins- und Kreditinfrastruktur auf Basis digitaler Vermögenswerte. Oder, wie Simon Gerovich es formuliert:
„Das ist keine kleine Vision. Es ist eine der größten Chancen der globalen Finanzmärkte. Wenn man sie noch nicht erkennt, ist das verständlich – die meisten haben Amazon anfangs auch nicht erkannt.“