Ripple hat in einem neuen Unternehmensupdate deutlich gemacht, dass der Konzern nicht länger nur ein Zahlungsnetzwerk sein will. Das Ziel ist wesentlich größer: Ripple will die komplette digitale Asset-Infrastruktur aus einer Hand bereitstellen – von Zahlungen über Liquidität bis hin zu Verwahrung, Brokerage und Treasury-Management. Mit fast 4 Milliarden US-Dollar an strategischen Investitionen und Übernahmen spricht Ripple offen davon, die „finanzielle Grundversorgung“ hinter der globalen Wertübertragung besitzen zu wollen.
Der Anspruch: Eine einheitliche Infrastruktur für das Finanzsystem der Zukunft
In seinem Blogpost beschreibt Ripple 2025 als das bisher ambitionierteste Jahr der Firmengeschichte. Vier Übernahmen bilden das strategische Fundament, um Unternehmen erstmals eine durchgängige, integrierte Lösung für den digitalen Umgang mit Geld zur Verfügung zu stellen. Dabei verfolgt Ripple zwei Wege: Einige Akquisitionen fließen direkt in Ripple Payments ein und erweitern das bestehende Ökosystem. Andere arbeiten weiterhin unabhängig, profitieren aber vom gemeinsamen technologischen Unterbau.
Der rote Faden ist klar: Während Unternehmen längst in Echtzeit operieren, hängen ihre Finanzsysteme noch immer an veralteter Infrastruktur. Ripple will diesen Bruch eliminieren, indem es die Beweglichkeit und Automatisierung digitaler Information auf Geld überträgt. Die neuen Tochterunternehmen sind dafür entscheidende Bausteine.
GTreasury: Der Einstieg in das mehrbillionenschwere Corporate-Finance-Segment
Die abgeschlossene Übernahme von GTreasury markiert Ripples bislang größten strategischen Sprung. Damit bewegt sich das Unternehmen in ein Marktsegment, das viele Analysten als entscheidenden Motor der nächsten Adoptionswelle sehen: die Automatisierung von Firmenfinanzen und Treasury-Prozessen.
Durch die Verbindung von GTreasurys Plattform, Ripples globalen Echtzeit-Zahlungsinfrastrukturen und dem Zugang zum weltweiten Repo-Markt über Ripple Prime können Unternehmen erstmals Kapital effizient aktivieren, Liquidität sofort verschieben und ihre Treasury-Abläufe grundlegend modernisieren. Ripple spricht selbst davon, dass sich damit „neue Wachstumsoptionen öffnen“, weil gebundenes Kapital produktiv wird.
Rail: Die Grundlage für das umfassendste Stablecoin-Zahlungssystem am Markt
Mit der 200-Millionen-Dollar-Übernahme von Rail stärkt Ripple seine Position im Bereich stabiler On-Chain-Zahlungen massiv. Rail wird direkt in Ripple Payments integriert und soll das System zur „umfassendsten End-to-End-Stablecoin-Lösung“ machen.
Ripple betont, dass Rail eine saubere regulatorische Brücke zwischen Fiatgeld und Kryptowerten schafft. Unternehmen können so günstiger, schneller und zuverlässiger über Landesgrenzen hinweg operieren. Im Kern geht es darum, Stablecoins wie RLUSD in bestehende Finanzprozesse einzubetten, ohne dass Firmen den operativen oder regulatorischen Aufwand selbst tragen müssen.
Palisade: Die Erweiterung des institutionellen Custody-Geschäfts
Die Übernahme von Palisade erweitert Ripples Custody-Angebot für Banken, Börsen und Finanzdienstleister. Das entscheidende Produkt des Unternehmens ist eine „Wallet-as-a-Service“-Technologie, die sich vor allem für Kunden eignet, die große Volumina mit hoher Transaktionsfrequenz bewegen müssen.
Ripple sieht Verwahrung als Kernstück seines Infrastruktur-Stacks: Rail bewegt Vermögenswerte, Ripple Prime handelt sie – und Palisade sorgt dafür, dass sie sicher verwahrt werden. Damit deckt Ripple ein Element ab, das für institutionelle Marktteilnehmer unverzichtbar ist.
Hidden Road → Ripple Prime: Der Abschluss des Liquiditäts- und Ausführungslayers
Mit der Übernahme von Hidden Road, das nun unter dem Namen Ripple Prime operiert, komplettiert Ripple den letzten Teil seines Infrastrukturmodells: Liquidität, Handel und Finanzierung.
Ripple Prime bietet institutionelle Brokerage-Leistungen, Clearing und Finanzierung – und ermöglicht den OTC-Handel großer Kryptowährungen wie BTC, ETH, XRP und RLUSD über regulierte Kanäle. Der entscheidende Vorteil ist die Synergie: Rail bewegt Vermögenswerte, Palisade bewacht sie, während Prime sicherstellt, dass alles effizient und professionell gehandelt werden kann. Genau hier entsteht die integrierte Finanzinfrastruktur, die Ripple langfristig dominieren will.
Fazit: Ripple baut an der neuen Finanzarchitektur – Stein für Stein
Ripple verfolgt nun offen ein Ziel, das weit über Einzelprodukte oder den XRP-Ledger hinausgeht: Das Unternehmen will die gesamte digitale Wertschöpfungskette kontrollieren – und zwar horizontal wie vertikal.
Von Treasury über Zahlungen, Verwahrung, Handel bis hin zur Liquidität entsteht ein Infrastruktur-Stack, der klassische Bankenprozesse ersetzen oder erweitern kann. Ripple spricht nicht von Visionen, sondern von einem bereits existierenden Fundament, das 2025 durch massive Akquisitionen gelegt wurde.
Ob diese Strategie aufgeht, hängt letztlich davon ab, wie schnell Unternehmen ihre Finanzprozesse modernisieren – und ob sie Ripple zum Standardanbieter für die digitale Wertbewegung machen.