Robbie Mitchnick, Leiter des Kryptobereichs bei BlackRock, hat in einem Interview mit Bankless am 10. November eine provokante These aufgestellt: Die klassischen vierjährigen Bitcoin-Halving-Zyklen seien weitgehend bedeutungslos geworden. An ihre Stelle trete eine neue Marktordnung, dominiert von ETF-Zuflüssen, institutioneller Kapitalverteilung und professionellen Anlageentscheidungen. Laut Mitchnick habe sich das „gravitationszentrum“ des Bitcoin-Marktes endgültig vom Miner-Angebot hin zur ETF-Nachfrage verschoben.
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ETF-Zuflüsse übertreffen den Effekt des Halvings bei Weitem
Mitchnick widersprach der weit verbreiteten Auffassung, dass die Bitcoin-Halvings weiterhin den Takt der Kurszyklen vorgeben.
„Das Halving ist fast völlig irrelevant geworden, wenn ETFs akkumulieren. Die Größenordnung der ETF-Zuflüsse übersteigt die Angebotsveränderung um ein Vielfaches“, sagte er.
Tatsächlich übertreffen die Nettozuflüsse in US-Bitcoin-ETFs mittlerweile die gesamte neue Angebotsmenge, die Miner nach dem Halving produzieren – mehrfach. Für Mitchnick liegt damit nicht mehr das Protokoll, sondern die Wall Street im Zentrum des Marktgeschehens.
BlackRocks eigener Fonds, IBIT, sei „der am schnellsten wachsende ETF der Geschichte“, so Mitchnick. Besonders aufschlussreich sei der Wandel in der Anlegerstruktur: Während im ersten Quartal nach dem Start noch über 80 % der Investoren Privatanleger waren, ist der Anteil inzwischen auf rund 50 % gesunken – Institutionen und Vermögensverwalter übernehmen zunehmend das Steuer.
Institutionelle Nachfrage wächst – aber steht erst am Anfang
Mitchnick sieht erst den Anfang einer viel größeren Welle institutioneller Adaption.
Er nennt ganze Gruppen potenzieller Investoren:
Familienvermögen, Fondsmanager, Staatsfonds, Universitätsstiftungen, Unternehmen, Versicherer und Pensionskassen.
In allen Kategorien gebe es erste Teilnehmer, „aber noch längst keine Mehrheit“.
Die meisten dieser Akteure investieren derzeit in Größenordnungen von 1 % bis 3 % ihres Portfolios. Entscheidender als der Zugang oder die Verwahrung sei für viele aber die Korrelation:
„Wenn Bitcoin sich wie digitales Gold verhält – und nicht wie ein gehebelter NASDAQ – dann ist es ein No-Brainer, ein paar Prozent beizumischen.“
ETFs stabilisieren – Derivate sorgen für Rauschen
Trotz dieser strukturellen Verschiebung bleibe der kurzfristige Markt volatil. Mitchnick verwies auf den 10. Oktober, als rund 21 Milliarden US-Dollar an Liquidationen den Markt erschütterten – ein klassisches Leverage-Ereignis, kein fundamentaler Bruch.
„Was war die Auswirkung auf ETF-Abflüsse? Winzig – ein paar hundert Millionen. Das ist der Unterschied.“
Diese Trägheit der ETF-Kapitalbasis sei genau der Grund, warum die klassischen Boom-und-Bust-Zyklen abflachen dürften: Langfristige Kapitalströme aus institutionellen Kanälen absorbieren Schocks, statt sie zu verstärken.
Bitcoin bleibt der Wertspeicher – trotz kurzfristiger Schwäche
Mitchnick widersprach auch der These, Bitcoin habe 2025 „gegen Gold verloren“. Er sieht die aktuelle Schwäche eher als Folge der Rally von 2024, als BTC von etwa 60.000 auf über 100.000 US-Dollar stieg und im Frühjahr sogar ein neues Allzeithoch bei rund 126.000 US-Dollar markierte. Der Rücksetzer im Oktober sei keine Trendwende, sondern ein „Reset der Überhitzung“.
Früh-Investoren nähmen Gewinne mit, nicht weil sie den Markt verlassen wollten, sondern weil viele von ihnen mit Einstiegspreisen im Bereich von 100 bis 500 US-Dollar rational agierten.
„Irgendwann musst du Chips vom Tisch nehmen“, sagte Mitchnick, betonte aber zugleich, dass Geduld in Bitcoins Geschichte stets die bessere Strategie war.
Keine Massenadoption durch Zentralbanken – aber steigende institutionelle Basis
BlackRocks Krypto-Chef sieht Zentralbanken vorerst nicht als Käufer, wohl aber eine wachsende Zahl professioneller Anleger, die schrittweise Bitcoin in ihre Strategien integrieren. Besonders Pensionsfonds, Versicherer und Staatsfonds stünden nun an der Schwelle zu ersten, testweisen Allokationen – ihr Verhalten in den kommenden Quartalen werde entscheidend sein.
„Die meisten Tokens sind wertlos“ – Fokus bleibt auf Bitcoin
Mitchnick endete mit einem klaren Appell an professionelle Investoren:
„Es gibt einen Grund, warum Bitcoin immer noch rund 65 % der gesamten Marktkapitalisierung hält. Man sollte sehr vorsichtig sein, wenn man sich weiter unten in der Liste umschaut – die überwiegende Mehrheit dieser Tokens ist oder wird wertlos sein.“
Der eigentliche Test für Bitcoin sei nicht, ob es kurzfristig schwankt, sondern ob es sich langfristig so verhält, wie institutionelle Anleger es erwarten: als stabiler, knapper und unkorrelierter Wertspeicher.
„Man muss über die kurzfristigen Bewegungen hinausblicken“, so Mitchnick. „Wichtiger ist, wie sich Bitcoin mittelfristig verhält – und darin liegt seine Stärke.“
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