Auf der Token2025-Konferenz sprach Cardano-Gründer Charles Hoskinson im Interview mit Bloomberg-Journalistin Haslinda Amin über seine Vision für die kommenden Jahre. Er zeichnete ein ausgesprochen ambitioniertes Bild: Institutionelle Adoption, datenschutzfreundliche Finanzinfrastruktur und tiefere Integration mit den bestehenden Kapitalmärkten sollen Cardano in eine Schlüsselrolle im globalen Finanzsystem katapultieren. Sein augenzwinkernder Post, Cardano werde „das Internet sprengen“, sei weniger Meme als vielmehr Ankündigung dessen, was bevorsteht.
Bitcoin und Krypto: Zwischen Gasstopp und Bullenmarkt
Hoskinson wischte Sorgen über die jüngsten Korrekturen beiseite: „Nur ein kurzer Tankstopp“, kommentierte er. Die Marktstruktur sei „unglaublich stark“, der nächste Aufschwung werde von Regulierung und institutionellen Zuflüssen getragen. Zentraler Hebel sei für ihn die Clarity Act, ein regulatorisches Rahmenwerk, das institutionellen Investoren Rechtssicherheit bieten soll.
Er verwies zudem auf die makroökonomischen Zusammenhänge: Investoren müssten entscheiden, ob sie Krypto als Hoch-Beta-Tech-Investment oder als Gegenstück zu Gold verstünden. „Wenn der Dollar schwach ist, wacht der Markt auf“, sagte er. Sein Ziel sei, dass Krypto sich als eigenständige Anlageklasse etabliert – nicht länger nur als Ableitung von Tech oder Rohstoffen.
Auch für Bitcoin zeigte er sich optimistisch: „Ich denke, bis Mitte nächsten Jahres sehen wir 250.000 US-Dollar – je nach Makro.“ Er schränkte jedoch selbstironisch ein, kein guter Trader zu sein. Die Aussage sei weniger eine exakte Prognose, sondern ein Hinweis: Die nächste Phase werde institutionell getrieben sein, nicht von den klassischen, vierjährigen Retail-Zyklen.
Risiken bleiben – doch der Trend zeigt nach oben
Auf mögliche Belastungsfaktoren wie geopolitische Spannungen, Zölle oder verzögerte Zinssenkungen reagierte Hoskinson nüchtern: „Krypto ist nicht immun gegen das Makro.“ Hohe Unsicherheit mache Kapitalgeber vorsichtiger. Dennoch bleibe sein Fazit positiv: „Wir steuern auf den Bullenmarkt zu.“ Er erwartet, dass Krypto weiterhin mit Tech-Aktien korreliert, gleichzeitig aber zunehmend als eigene Anlageklasse wahrgenommen wird.
Cardano soll „das Internet sprengen“
Am meisten Aufmerksamkeit erzeugte Hoskinsons Bezug auf seinen viralen Post, Cardano werde „das Internet sprengen“. Hinter der Rhetorik steckt für ihn ein klarer Plan: eine starke Community, wachsende Partnerschaften – etwa mit Google Cloud – und eine Infrastruktur, die Datenschutz und Compliance für Institutionen vereint.
Cardano sei eines der wenigen Netzwerke, das seit Jahren laufe, ohne jemals kompromittiert worden zu sein. „Genau das macht uns zu einem Blue Chip für institutionelles Kapital“, so Hoskinson.
Die letzte Meile: Privatsphäre und regulatorische Integration
Der Gründer sieht die entscheidende Lücke in Privacy-Features. Finanzmärkte könnten nicht vollständig on-chain wechseln, solange sensible Daten vollständig öffentlich seien. Hoskinson forderte smarte Vertragsarchitekturen, die öffentliche und private Datenpfade trennen, sodass Banken und Broker regulatorische Pflichten erfüllen können, ohne die Vorteile der Blockchain zu verlieren.
„Tokens sind wie Gehirnzellen der Finanzwelt. Globale 24/7-Abwicklung ist extrem mächtig – das Einzige, was fehlt, ist Privatsphäre“, sagte er. Mit der richtigen Architektur gebe es „keinen Grund mehr, im alten System zu bleiben“.
Seinen Zeithorizont knüpfte er an Regulierung statt an Technik allein: In drei bis fünf Jahren erwartet er klare Regeln in Europa und den USA. Sobald die juristische Unsicherheit verschwindet, könne die Technologie in vollem Umfang adaptiert werden.
Midnight: Cardanos Brücke zur Wall Street
Das wichtigste Puzzlestück ist für Hoskinson das Midnight-Projekt, Cardanos auf Privatsphäre ausgerichtete Sidechain. Midnight sei für Banken, Broker und Börsen konzipiert, die ihre Assets tokenisieren und compliant auf die Blockchain bringen wollen. Der Launch sei „gegen Jahresende“ geplant.
„Wir wollten etwas für die Wall Street, für Custodians und für Börsen, damit sie ihre Assets tokenisieren und ins Kryptosystem einbringen können“, erklärte er.
Midnight solle genau dieses Bindeglied schaffen – mit starker Privatsphäre und gleichzeitig regulatorischer Kompatibilität.
Hoskinson betonte zudem, dass Ripple bereits im Dialog mit Institutionen wie der Federal Reserve und der SEC stehe, um die Brücke zwischen alter und neuer Finanzwelt zu bauen:
„Jeder hat eine Rolle in diesem Prozess. Es dauert noch, bis klar ist, wie Privatsphäre und globale Abwicklung konkret aussehen. Aber wir sind auf dem Weg dorthin.“
Charles Hoskinson positioniert Cardano klar als künftige Settlement-Ebene für institutionelle Finanzmärkte. Während Bitcoin seiner Ansicht nach die Rolle des „digitalen Goldes“ zementiert, soll Cardano mit Midnight und regulatorisch kompatibler Privatsphäre zum Infrastruktur-Standard werden. Seine Botschaft ist eindeutig: Institutionen und Regulierung sind der Motor des nächsten Zyklus – und Cardano will das Fundament legen.